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11.-15.Etappe: Tage im Sand

11.-15.Etappe: Tage im Sand

Wir sind wieder da aus dem größten Sandkasten der Welt – der Sahara. Wir sind in Nouackchott. Tage voller Sand liegen hinter uns. Wir haben geschwitzt und in der Nacht auch mal gefroren. Nicht weil die Temperaturen so niedrig waren sondern weil der Temperaturunterschied von Tag zu Nacht so groß war. Schon nach der ersten Nacht war der Sand überall. In jeder Ritze unserer Fahrzeuge und in jeder Pore unserer Haut. Eigentlich fast immer wehte uns der Wind um die Nase. Mal mehr, mal weniger. So ein richtiger Sandsturm – ob klein oder groß – blieb uns zum Glück erspart. Wir sind über einige Dünen gehoppelt, haben uns durch Tiefsand gewurschtelt und sind über Geröll- oder Kiesbedeckte weite flache Flächen gedüst. Ein paar der üblichen Kollateralschäden wie eine abgefallene Stoßstange oder ein gelockerter Dachgepäckträger nahmen wir gelassen hin. Wir haben ein bisschen gebastelt (an einigen unserer Fahrzeuge), wir sind viel gefahren und ab und zu mussten wir Rallye-Fahrzeuge aus dem Sand befreien.

Aber wie jede Geschichte beginnt auch unsere mit dem Anfang.

Bevor wir von der Raststätte/Hotel „Barbas“ in Richtung Grenze fahren konnten musste die in Laâyoune reparierte Schaltwippe am VW T4 von „Team FFA“ erneut repariert werden. Burkhard designte eine Schaltwippe aus Holz und alles war gut.

Nach ca. 80 Kilometern durch vollkommen unbewohntes Gebiet standen wir an der Grenze zur Ausreise aus Marokko bereit. Leider ließen uns die Grenzbeamten fast 3 Stunden stehen und machten erstmal ihre Mittagspause. Endlich war es so weit. Nach einer gefühlten Ewigkeit (die letzten unserer Fahrzeuge kamen gerade noch vor der Schließzeit in den Zollhof) standen endlich alle im Niemandsland zwischen Marokko und Mauretanien und vier Kilometer weiter an der Grenze zu Mauretanien. Die Einreise (einschließlich Visa) ging dann vergleichsweise flott. Den Weg von der Grenze zu unserem Schlafplatz hinter einer Düne mussten wir im Dunklen bewältigen. Natürlich nicht ohne ein paar im Tiefsand fest steckenden Fahrzeugen. Unsere erste Nacht unter dem Wüstensternenhimmel konnte beginnen, in der Ferne nur noch das Geräusch des vorbeifahrenden Erzzuges (früher einmal der längste der Welt).

Am nächsten Tag gönnten wir den Rädern unserer Rallye-Fahrzeuge noch ein bisschen Asphalt bevor es dann endgültig in den Sand ging. Bei einem Briefing wurden ein paar erste Lektionen „wie fahre ich durch den Sand möglichst ohne im selbigen stecken zu bleiben“ verkündet. Im Anschluss an eine Mittagspause und dem Anpassen des Reifendrucks an die Gegebenheiten setzte sich der Rallyetross in Bewegen um das erlernte in die Praxis umzusetzen. Die wilde Hatz durch den Wüstensand begann.

Ein paar Kilometer und viele Einsandungen später verabschiedete sich die Sonne schon wieder. Zeit unser Nachtlager zu errichten.

Der darauffolgende heiße Tag begann nicht ganz nach Plan. Unter dem Opel Zafira von Team „Frogpower“ tropfte es. Eine ausgiebige Ursachenforschung ergab eine undichte Dichtung an der Ablassschraube des Kühlers. Geballte Schrauber-Intelligenz löste das Problem. Mit einiger Verspätung begann die erneute wilde Hatz durch den Wüstensand.

Ein paar Dünen später (in einer versuchte sich ein Allradangetriebenes Rallye-Fahrzeug aus eigener Kraft wieder aus dem Sand zu buddeln) standen die Schweizer (Team „Tsüri Lions“) mit halb abgefallenen Auspuff. Da half auch das berühmte Schweizer Taschenmesser nicht. Die Rallye-Schrauber mussten Hand anlegen. Der Auspuff bekam eine neue Schelle verpasst und es konnte weiter gehen. Wieder ein paar Kilometer fahren, ein paar eingesandte Fahrzeuge befreien, durch den Sand düsen und dann erst einmal die obligatorische Mittagspause.

Am Nachmittag das selbe Bild. Durch den Sand fahrende Rallye-Fahrzeuge. Schiebende oder ziehende Rallye-Fahrerinnen und Rallye-Fahrer (unsere patentierte Menschenkette). Unsere Wüstenguides mittendrin und das militärisches Begleitfahrzeug immer im Hintergrund (manchmal auch helfend zur Hand gehend). Zwischendurch mußte noch ein Kabel am Anlasser des VW Golf3 von Team „Martin“ gefixt werden. Und schon wieder endete ein weiterer heißer Tag in der Sahara. Zeit für das Nachtlager inklusive Wüstenromantik.

Der nächste Tag begann etwas zeitiger. Wir mussten uns noch durch drei lange sandige Dünen wühlen. Außerdem wollten wir rechtzeitig zur Ebbe am Atlantik sein. Erstaunlicherweise gab es keine einzige Einsandung. Wir kamen gut voran und standen irgendwann in Mamghar. Um uns herum wuselten plötzlich „Cadeau“ (Geschenk) rufende Kinder. Da wussten wir – die Zivilisation hat uns wieder. Die Tage der „Einsamkeit“ – nur wir und um uns herum die Wüste und ab und zu ein paar Dromedare – war vorbei.

Unsere Wüstenguides erkundeten die Lage am Strand. Leider kamen sie mit keinen guten Nachrichten zurück. Trotz Ebbe war der Strand nicht gut befahrbar. Nach langen Überlegungen wurde entschieden die Strandfahrt nicht zu riskieren.

Also ab auf die anfangs mehr schlecht als recht asphaltierte Straße in Richtung Nouackchott. Kurz nach dem Verlassen des Fischerdorfes Mamghar streikte der VW Passat von Team „Formel Heinz 4“. Die schnelle Diagnose hieß Antriebswellengelenk ausgebrochen oder im günstigsten Fall nur rausgerutscht. Der VW Passat landete am Haken von Team „Formel Heinz 3“ und reiste so nach Nouackchott. Natürlich gemeinsam mit den zwei anderen „Formel Heinz“-Teams und ORG Falk. Hier machte sich ein mauretanischer Mechaniker bereits am Sonntag an die Arbeit. Das Fahrzeug bekam eine neue Antriebswelle.

Die restlichen Teams wollten eine Nacht und ein paar Stunden doch noch am Strand verbringen und so suchten wir uns eine gut erreichbare Stelle in den Dünen kurz hinter Lemhaisrat. Im Übermut versuchten drei Teams direkt auf den Strand zu fahren. Das Führungsfahrzeug schaffte es noch bis fast ans Wasser, die anderen beiden kamen nicht so weit. Also musste erst mal gearbeitet werden bevor der Badespaß beginnen konnte. Zumal sich herausstellte das am Mercedes W124 des Führungsfahrzeuges (Team „Treehouse“) das Domlager verschlissen war. Also mussten auch die Rallye-Schrauber nochmal an die Arbeit. Dann endlich Freizeit.

Ein gemütlich knisterndes Lagerfeuer. Ab und zu wehte der Wind Fetzen der Partymusik einer Team-Geburtstagsfeier herüber. Ein paar der Geburtstagsgäste drehte mit ihren Fahrzeugen noch Runden. Irgendwann kehrte aber Ruhe im Fahrerlager ein.

Heute dann erreichten wir nach einem gemütlichen Vormittag am Strand endlich Nouackchott und freuten uns auf eine heiße Dusche im Hotel oder auf dem Campingplatz um den Sand der letzten Tage abzuspülen (wahrscheinlich wird eine Dusche nicht reichen).

 

PS: Heute gibt es zum Bericht erst mal nur ein paar Fotos der Tage im Sand. Morgen dann noch mehr! Versprochen!

 

PSS: Endlich gibt es auch ein Update über die drei Teams die noch lange Zeit wegen des Mercedes Ml270 in Agadir verbrachten (Team „Wüstenheinz“, „Wüstenblume“, „Hochi Zacki“). Ein paar Leser des Rallye-Tagebuchs erinnern sich vielleicht. Nach dem Hickhack mit dem ADAC (Verschrottung oder keine Verschrottung) wurde der Mercedes dann doch noch erfolgreich repariert. Die drei Teams machten sich auf den Weg und folgten unseren Spuren. Leider kam es zu einer weiteren Verzögerung. In Tan-Tan ging der Ford Transit (Team „Wüstenblume“) kaputt. Es mußte auf eine neue Einspritzpumpe gewartet werden, die aus Casablanca kommen sollte. Also war die Chance das die drei Teams uns noch in den Sand begleiten konnten dahin. Zwischenzeitlich war natürlich der telefonische Kontakt aus bekannten Gründen etwas schwierig. Heute gab es wieder Kontakt. Derzeit befinden sich die drei Teams in Dakhla. Vielleicht schaffen sie es ja noch gemeinsam mit uns in den Senegal zu reisen. Wir drücken mal wieder die Daumen!