Projekte, Party und der ganze Rest
Unser kleiner „Familienausflug“ nach Gambia neigt sich nun langsam dem Ende entgegen.
Auf der dreiwöchigen Reise wuchs die kleine aber feine 31.Rallye Dresden-Dakar-Banjul immer mehr zusammen und ist wie schon öfters erwähnt eine kleine Familie geworden.
Viele spannende Kilometer liegen hinter uns.
Europa im Schnelldurchlauf – Deutschland bzw. Östereich, Frankreich, Spanien. Einige haben noch zusätzliche Länderpunkte gesammelt – Andorra und Gibraltar.
Für Marokko haben wir uns ein bisschen mehr Zeit genommen. Ob Berge (Atlas), Schluchten (Paradise Valley, Ait Mansour), salziges Wasser (Atlantik), Wasser von oben (Ouzoudfälle) oder Kunst und Kultur (Marrakesch, Essaouira, Blaue Steine bei Tafraoute) – für jeden war etwas dabei.
Der Fahrspaß (Pisten, Off-road, Serpentinen, Pässe) kam auch nicht zu Kurz. Und fand dann im Mauretanien, dem nächsten Land unserer Reise seinen Höhepunkt. Die Wüstendurchquerung war zwar sehr sandig und heiß und windig, hat aber unheimlich Spaß gemacht und wurde durch den 24-stündigen Aufenthalt am Atlantik direkt auf dem Strand gekrönt.
In Nouackchott feierten wir dann (indirekt) gemeinsam mit den Mauretaniern das Eid al-Fitr (Fest des Fastenbrechens, Ende des Ramadan-Monats).
Überhaupt hatte uns der Ramadan seit der Ankunft mit der Fähre in Tanger-Med/Marokko begleitet. Für uns nicht immer einfach. Mal tagsüber gemütlich in einem Café oder Restaurant sitzen – Fehlanzeige!
Durch den Senegal ging es dann auch ganz fix. Kurzer Aufenthalt in Saint-Louis, ein paar abenteuerliche Stadtdurchfahrten und nochmal „Dust and Diesel“ auf einer Piste.
Und jetzt sind wir schon ein paar Tage in Gambia. Wir konnten uns einen ersten Eindruck vom Land und den Leuten machen. Wir hatten die Gelegenheit ein paar Projekte der DBO (NGO „Dresden-Banjul-Organisation“) zu besichtigten und konnten sehen das unsere Hilfe wirklich nötig ist und auch ankommt. Auch wenn das letztendlich nur ein winzig kleiner Beitrag ist.
Trotz der geringen Größe dieser 30igsten Rallye ist bei der Versteigerung ein ansehnlicher Geldbetrag zusammen gekommen. Darauf können wir stolz sein.
Ein Projekt welches wir am Samstag besichtigen konnten ist die „Kundembo“-Healthpost in Gunjur.
Sol dem Leiter der Healthpost liegt vor allem die Aufklärungsarbeit über Sexualität, Gesundheit, Hygiene, Beschneidung, Verhütung, Pubertät, Impfungen u.ä. am Herzen.
Das sind Themen über die in den Familien und den Schulen kaum gesprochen wird weil sie zu “beschämend” sind.
Natürlich werden in der Healthpost auch Kranke behandelt. Bei Bedarf werden die Patienten in ein Krankenhaus überwiesen (mit dem Stationseigenen Krankenwagen).
Im Laufe der letzten Jahre ist die „Kundembo“-Healthpost immer größer geworden.
Von Zeit zu Zeit lebt und arbeitet hier auch medizinisch ausgebildetes Personal aus Deutschland bzw. Europa.
Danach besuchten wir die Kobisala Nursery School in Sanjang.
Hier wurden wir vom Schulleiter begrüßt und leider nur von einer Handvoll Schüler. Der Samstag ist offiziell kein Schultag und zusätzlich hatten diese Woche die Kinder Ferien (auch in Gambia wird das Fest des Fastenbrechens über mehrere Tage gefeiert).
Wir konnten eine kleine Kunstausstellung der „Upper Basic School“ bewundern, die Kinder sangen für uns und in die Schulräume konnten wir auch hineinschauen.
Natürlich brachten wir auch ein paar Geschenke mit. Vor allem Schulsachen (Stifte, Blöcke etc.), Malpinsel (sehr willkommen siehe Kunstausstellung) aber auch Fußbälle (immer gern gesehen), Fußballshirts und eine Gitarre.
Noch vor ca. 7 Jahren gab es nur einen Raum für 3 bis 6 jährige Kinder. Mittlerweile sind es einige Klassenräume mehr und 2 Büros. Und es ist eine Primary School und Secundary School integriert.
Eine Nursery School ist vergleichbar mit einem Kindergarten in Deutschland in dem es auch schon kleine Unterrichtseinheiten gibt. Die Kinder lernen hier (unter anderem) die englische Sprache (zu Hause wird fast nur Mandinka gesprochen) um in der späteren Schulausbildung dem Unterricht folgen zu können.
In Gambia besteht eine Schulpflicht, aber die Nursery Schools sind nicht Teil der kostenlosen Schulausbildung. Die Nursery Schools sind auf Geldspenden (aber auch Sachspenden) angewiesen. Erstens um das Schulgeld so gering zu halten das es sich auch ärmere Familien leisten können, zweitens für die Lehrerkosten (oft arbeiten Primary School Lehrer auch umsonst) und drittens um die Gebäude zu erhalten und die meist geringe Pacht zu bezahlen.
Auch einen Schulbus besitzt die Kobisala Nursery School. Dieser wird außerhalb der Schulzeiten als Taxi genutzt und so kann etwas Extrageld für die Schule herein „gefahren“ werden.
Am Montag wurden dann noch weiter Projekte besichtigt.
In Unmittelbarer Nähe des DBO-Restaurant „Blue Kitchen“ (von hier aus wird übrigens auch die erste Armenspeisung in Gambia organisiert) befinden sich die neuesten Projekte.
Zum einen besuchten wir die Interior Academy „Charlie“. Eine Schule in der hauptsächlich Kinder der Polizei unterrichtet werden. Aber auch andere Kinder dürfen hier zur Schule gehen. Deren Schulgeld ist etwas höher.
Auch behinderte Kinder befinden sich unter den Schülern – das ist einzigartig in Gambia.
Behinderte Kinder (und Erwachsene) werden meist sich selbst überlassen und sehen eine Schule nie von innen.
Die behinderten Kinder bekommen hier wohl das erste mal im Leben das Gefühl nicht allein auf der Welt zu sein und die anderen – “normalen” – Schüler lernen den sozialen Umgang mit behinderten Menschen.
Omar, einer der behinderten Kinder bekam von Andre (Team „The Rolling Feet Elite Solution Corporation Deluxe“ einen Rollstuhl.
Momentan wird hier bis zur 8.Klasse unterrichtet. Langfristig (ein sehr ehrgeiziges Projekt) soll die Schulausbildung in dieser Schule bis zur Universitätsreife führen.
Zum anderen besichtigten wir die LKW-Werkstatt neben den DBO-Restaurant.
Ziel der Ausbildungswerkstatt ist es, das die fertig ausgebildeten Mechaniker ausgestattet mit einem (zum Ausbildungsabschluss geschenkten) Werkzeugkasten sich ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen können.
Bis dahin ist es jedoch ein weiter Weg, denn die mitgebrachten Grundkenntnisse (selbst die der englischen Sprache) sind sehr gering.
Mittlerweile gibt es einige, von einem ehemaligen Rallyefahrer, gespendete Modelle für den Unterricht. Und auch freiwillige Kfz`ler die einige Zeit hier unterrichten sind immer willkommen.
Die neben der LKW-Werkstatt liegende Schreinerei besichtigten wir ebenfalls am Montag. Im letzten November war die Werkstatt noch geschlossen. Jetzt wird ihr gerade von Regine einer Schreinermeisterin neues Leben eingehaucht.
Es gibt noch mehr Projekte über die man sich auf der Internetseite der DBO informieren kann (http://www.dbo-online.org/)
Montag Abend fand dann im Restaurant „Blue Kitchen“ die legendäre Rallyeparty statt.
Das Restaurant-Personal sorgte für ein leckeres Buffet und die Getränke und teilweise auch für die Stimmung. Patrick sorgte mit seiner Disko für die musikalische Unterhaltung.
Es gab ein bisschen Extragepäck in Form von Holztafeln für Team „Desert Vikings“ (Superkarre), Team „Red Hot 66“ (Goldenes GPS), Team „Pink Lady und Kamel“ (Goldener Schraubenschlüssel) und Team „The Rolling Feet Elite Solution Corporation Deluxe“ (Team-Preis).
Abschließend kann man sagen: Das Reiseabenteuer hat sich in jedem Fall gelohnt. Wir hatten viel Spaß und haben viel Neues kennengelernt. In Gambia wurde uns bei den Projektbesichtigungen gezeigt das der Erlös unserer Rallyefahrzeuge wirklich gebraucht wird.
Wir haben die Welt natürlich nicht gerettet! Wir haben aber dazu beigetragen die Welt ein kleines winziges bisschen besser zu machen!
Ein riesiger Dank (auch im Namen der Organisatoren) geht an alle Rallyepiloten der 31.Rallye die trotz des verschobenen Starttermins, des damit verbundenen kurzfristigen Startes (erst eine Woche vor diesem Termin wurde der Fährbetrieb nach Marokko wieder aufgenommen) und aller sonstigen Umstände (ich glaube man muss nicht extra erwähnen welche) den Mut besessen haben sich auf das Abenteuer der Rallye Dresden-Dakar-Banjul einzulassen.
Vielleicht mach es auch anderen Mut bei der hoffentlich nächsten Rallye im November dabei zu sein!
Mein persönlicher Dank geht an alle Tagebuchleserinnen und Tagebuchleser! Danke für euer Interesse!