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Projekte und der ganze Rest

Projekte und der ganze Rest

Die 35.Rallye Dresden-Dakar-Banjul geht ihrem Ende entgegen. Sie glich fast einem kleinen Familienausflug.

Wir hatten jede Menge Fahr-Spaß. Wir sind durch (mindestens) sieben Länder auf zwei Kontinenten gefahren und haben Land und Leute der durchreisten Länder kennengelernt. Schnell verließen wir Europa und schipperten über den Atlantik nach Afrika. In Marokko haben wir die Straßen und Pisten unsicher gemacht und den Atlas bezwungen. Wir fuhren in Mauretanien durch Wüstensand und am Strand entlang. Und erlebten eine unglaubliche Hauptstadt. Im Senegal düsten wir über eine Sahelpiste und wuselten uns durch größere und kleinere afrikanische Ortschaften. Und schließlich haben wir den Gambiariver auf einer Brücke überquert um nach über 7.500 Kilometern unser Ziel zu erreichen.

Die Verarbeitung der erlebten Abenteuer wird sicher noch ein Weile andauern. Einiges wird möglicherweise für immer in unseren Köpfen hängen bleiben.

 

In den Tagen zwischen Anreise, Versteigerung und Rallye-Party hatten wir Zeit den zweiten Aspekt der Rallye kennenzulernen – die Arbeit der Dresden-Banjul-Organisation (DBO), einer NGO.

Wir konnten einige der von der DBO unterstützte Projekte besichtigen.

Als erstes waren wir in Gunjur in der „Kundembo“-Healthpost.

Sol dem Leiter der Healthpost liegt vor allem die Aufklärungsarbeit über Sexualität, Gesundheit, Hygiene, Beschneidung, Verhütung, Pubertät, Impfungen etc. am Herzen. Das sind Themen über die in den Familien und den Schulen kaum gesprochen wird weil sie zu “beschämend” sind.

Außerdem gibt es seit einigen Jahren hier eine Näherei, in der Frauen den Umgang mit einer Nähmaschinen erlernen können um mit den genähten Produkten Geld zu verdienen.

Natürlich werden in der Healthpost auch Kranke behandelt.

Im vergangenen Dezember wurde mit dem Bau einer Geburtsstation begonnen.

Auch eine Zahnarztpraxis und eine Augenarztpraxis nahm Ende letzten Jahres ihren Dienst auf. Dank des großen Engagements von Kate und Mike (sie waren Teilnehmer der letzten Rallye) wurde in den letzten Monaten bereits ein großer Teil der Kinder an den von der DBO unterstützten Schulen zahnärztlich untersucht und auch Augentests vorgenommen.

Mit Team „Malen&Bohren2“ (ebenfalls Zahnärzte) fand ein reger Gedankenaustausch statt und es wurden Spenden überreicht.

Auch andere Teams hatten Spenden speziell für die Healthpost dabei (Team „ÜHÜ-Brothers-Plus“ z. Bsp.).

Anschließend besuchten wir die Kobisala School in Sanjang.

Ursprünglich war das nur eine Nursery School, vergleichbar mit einem Kindergarten in Deutschland in dem es auch schon kleine Unterrichtseinheiten gibt. Die Kinder lernen hier unter anderem die englische Sprache. Denn zu Hause wird meist nur Mandinka gesprochen und um in der späteren Schulausbildung dem Unterricht folgen zu können sind englische Sprachkenntnisse sehr wichtig.

In Gambia besteht eine Schulpflicht, aber die Nursery Schools sind nicht Teil der kostenlosen Schulausbildung. Sie sind auf Geldspenden (aber auch Sachspenden) angewiesen. Zum einen um das Schulgeld so gering zu halten, das es sich auch ärmere Familien leisten können. Zum anderen für die Lehrergehälter und um die Gebäude zu erhalten und die meist geringe Pacht zu bezahlen.

Seit die Schule von der DBO unterstützt wird sind immer weitere Gebäude bzw. Klassenräume dazugekommen. So ist aus der Nurseryschool mittlerweile eine Secundaryschool geworden.

Buba der Schulleiter hat sogar eine Weiterbildung gemacht die ihn dazu befähigt auch eine Secundaryschool (reguläre Schule) zu führen. Zusätzlich arbeitet er noch in einer staatlichen Schule.

Auch einen Schulbus besitzt die Kobisala Nursery School. Dieser wird außerhalb der Schulzeiten als Taxi genutzt und so kann etwas Extrageld für die Schule herein „gefahren“ werden.

Die Kinder waren extra – Samstag ist eigentlich Schulfrei – gekommen um uns ihre Schule zu zeigen. Sie begrüßten uns mit einem Liedchen.

Selbstverständlich gab es auch Sachspenden für die Schule.

Mit der Interior Academy wurde am Montag eine weitere Schule besucht. Sie wurde ebenfalls ursprünglich als Nurseryschool gegründet. Vor allem für die Kinder der exekutiven Behörden (Polizei etc.). Aber die Schule ist natürlich für alle Kinder offen, Kinder der Polizei etc. bezahlen jedoch ein geringeres Schulgeld.

In den letzten Jahren wurde die Schule immer mehr erweitert und so können jetzt auch Schüler der höheren Klassen unterrichtet werden.

Das besondere an dieser Schule ist die Integration behinderter Kinder. Ziel der Inklusion ist es den Kinder einen respektvollen Umgang miteinander beizubringen. In Gambia schämen sich viele Menschen für ihre behinderten Kinder und so werden diese oft nicht zur Schule geschickt. Diese Kinder bekommen so das erste mal in ihrem Leben das Gefühl ernst genommen zu werden und nicht alleine zu sein.

Ebenfalls am Montag wurde die KFZ-Ausbildungswerkstatt für LKW-Mechanik und Mechatronic besichtigt.

Nach der Ausbildung können sich die frisch gebackenen KFZler selbstständig machen und werden dazu mit einem Grundstock an Werkzeugen ausgestattet.

Direkt daneben befindet sich eine Tischlerei bzw. Schreinerei in der ebenfalls Gambier ausgebildet werden. Die anwesenden Rallye-Teams konnten hier bei der Arbeit der Lehrlinge zusehen.

Und auch das „Blue Kitchen“ nebst Bäckerei ist nicht nur Restaurant sondern auch Ausbildungsstätte. Von hier aus wird außerdem eine Armenspeisung realisiert – die erste in Gambia.

Wer mehr über die von der DBO (Dresden-Banjul-Organisation) unterstützten Projekte wissen möchte kann sich gern unter www.dbo-network.org informieren.

Einige Rallye-Teams haben in den letzten Tagen auch eigene „Projekte“ besucht bzw. Spenden abgeben oder geholfen (zum Beispiel Team „ÜHÜ-Brothers-Plus“ – „The Gambia Horse and Donkey Trust“ und Team „The smiling car of Africa“ – Kinderdorf Bottrop in Gambia)

In den letzten dreieinhalb Wochen sind wir viel gefahren, hatten viel Spaß, haben viel Neues kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen.

Wir haben aber auch sehr viel Armut gesehen, nicht nur in Gambia. Daher wissen wir das unsere Hilfe wirklich nötig ist. Und bei den Projektbesichtigungen konnten wir uns vergewissern das unsere Hilfe zumindest hier in Gambia ankommt und der Erlös aus der Versteigerung unserer Rallyefahrzeuge gebraucht wird.

Selbstverständlich können wir nicht allen helfen. Und die ganze Welt retten können wir erst recht nicht. Wir haben aber vielleicht dazu beigetragen die Welt ein kleines winziges bisschen besser zu machen!

Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team der DBO für die Arbeit hier in Gambia. Einen riesigen Dank natürlich an alle Rallye-Teams der 35igsten Ausgabe der Rallye Dresden-Dakar-Banjul. Danke auch an alle ehemaligen Rallye-Teilnehmerinnen und Rallye-Teilnehmer für das fleißige Mitfiebern.

Ohne Euch alle wäre diese Rallye nicht das was sie war, ist und hoffentlich noch ganz lange sein wird.

 

PS: Mein persönlicher Dank geht an alle die mir per WhatsApp (Rallye-Gruppe oder privat) Fotos geschickt haben. Denn ohne diese Fotos wären einige der Rallyetagebucheinträge nur halb so bunt.

Tschüss bis November hier an dieser Stelle, Peggy.