Projekte und der ganze Rest
Wir können die Welt nicht retten. Wir können aber vielleicht einen Teil dazu beitragen die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.
Die Fahrt von Deutschland (wahlweise auch von Österreich oder der Schweiz) bis nach Gambia liegt jetzt schon ein paar Tage hinter uns.
Wir hatten jede Menge Fahrspaß. Wir sind durch (mindestens) sieben Länder auf zwei Kontinenten gefahren. Wir überquerten die Meerenge von Gibraltar und verließen damit Europa. Wir haben die Straßen und Pisten von Marokko unsicher gemacht. Wir haben den Atlas bezwungen. Wir fuhren in Mauretanien durch Wüstensand. Wir düsten im Senegal über eine Sahelpiste und wuselten uns durch afrikanische Ortschaften. Wir haben den Gambiariver auf einer Brücke überquert um schließlich nach über 7.500 Kilometern das Ziel zu erreichen.
Die Verarbeitung der erlebten Abenteuer wird sicher noch ein Weile andauern. Einiges wird möglicherweise für immer in unseren Köpfen hängen bleiben.
In den Tagen vor und nach der Versteigerung der Rallye-Fahrzeuge war Gelegenheit ein paar der von der DBO (NGO A119) unterstützten Projekte zu besuchen.
Wir waren in Sanyang in der Kobisala School. Die Schüler waren extra erschienen um uns ihre Schule zu zeigen (eigentlich war an diesem Tag schulfrei).
Ursprünglich war die Schule nur eine Nursery School, vergleichbar mit einem Kindergarten in Deutschland in dem es auch schon kleine Unterrichtseinheiten gibt. Die Kinder lernen hier unter anderem die englische Sprache. Zu Hause wird meist nur Mandinka gesprochen und um in der späteren Schulausbildung dem Unterricht folgen zu können sind englische Sprachkenntnisse immens wichtig.
In Gambia besteht zwar eine Schulpflicht, die Nursery Schools sind jedoch nicht Teil der kostenlosen Schulausbildung. Sie sind auf Geldspenden angewiesen. Zum einen um das Schulgeld so gering zu halten, das es sich auch ärmere Familien leisten können. Zum anderen für die Lehrerkosten und um die Gebäude zu erhalten und die meist geringe Pacht zu bezahlen.
Seit die Schule von der DBO unterstützt wird sind immer weitere Gebäude bzw. Klassenräume dazugekommen. So ist aus der Nurseryschool mittlerweile eine Secundaryschool geworden.
Buba der Schulleiter hat sogar eine Weiterbildung gemacht die ihn dazu befähigt auch eine Secundaryschool (reguläre Schule) zu führen. Zusätzlich arbeitete er bis vor kurzen noch in einer staatlichen Schule.
Auch einen Schulbus besitzt die Kobisala Nursery School, der außerhalb der Schulzeiten als Taxi genutzt werden kann um etwas Extrageld für die Schule herein zu „fahren“. Vom guten Zustand des Fahrzeuges konnte sich Team „Møhre“ persönlich überzeugen.
Team „The fresh prints of Banjul“ hatte für die Schule einen 3D-Drucker dabei. Der Plan ist aus recyceltem Plastik verschiedene nützliche Dinge zu drucken (z.Bsp. Lehrmaterial).
Eine weitere Schule die wir besuchten – die Interior Academy – wurde ebenfalls ursprünglich als Nurseryschool gegründet. Vor allem für die Kinder der exekutiven Behörden (Polizei etc.). Natürlich ist die Schule für alle Kinder offen, Kinder der Polizei etc. bezahlen jedoch ein geringeres Schulgeld.
In den letzten Jahren wurde die Schule immer mehr erweitert und so können jetzt auch Schüler der höheren Klassen unterrichtet werden.
Das besondere an dieser Schule ist die Integration behinderter Kinder. Ziel der Inklusion ist es den Kinder einen respektvollen Umgang miteinander beizubringen. In Gambia schämen sich viele Menschen für ihre behinderten Kinder und so werden diese oft nicht zur Schule geschickt. Hier bekommen diese Kinder das erste mal in ihrem Leben das Gefühl ernst genommen zu werden und nicht alleine zu sein.
Auch die KFZ-Ausbildungswerkstatt für LKW-Mechanik und Mechatronic neben dem Restaurant „Blue Kitchen“ wurde besichtigt.
Nach der Ausbildung können sich die frisch gebackenen KFZler selbstständig machen und werden dazu mit einem Grundstock an Werkzeugen ausgestattet.
Vom DBO-Restaurant „Blue Kitchen“ aus wird die erste Armenspeisung Gambias durchgeführt. Ines, Katrin und Michael (Team „Nordhäuser Wüstenfüchse“) nahmen am Mittwoch daran teil.
In Gunjur waren wir in der „Kundembo“-Healthpost. Leider ist Anfang des Jahres Sol der langjährige Leiter der Krankenstation verstorben. Ihm zu Ehren gab es bei der Vorstellung des Projektes eine Schweigeminute. Mit Faburama Jambang gibt es bereits einen neuen fähigen Doktor der hoffentlich die hervorragende Arbeit von Sol fortführen wird.
Die Behandlung der Patienten kostet einmalig 100 Dalasi. Bis zum Ende der Behandlung kommen auf die Patienten keine weiteren Kosten hinzu.
In der Healthpost werden auch Aufklärungskurse über Sexualität, Gesundheit, Hygiene, Beschneidung, Verhütung, Pubertät und Impfungen angeboten. Das sind Themen über die in den Familien und den Schulen kaum gesprochen wird weil sie zu “beschämend” sind.
Im Dezember letzten Jahres wurde mit dem Bau einer Geburtsstation begonnen. Am Vortag unseres Besuches waren die Räume (einschließlich der nötigen Einrichtung) fertig gestellt worden.
Ines von Team „Nordhäuser Wüstenfüchse“ spendete als weitere Einrichtung ein Krankenhausneugeborenenbett. In Kürze wird die Geburtsstation den Betrieb aufnehmen.
Auch eine Zahnarztpraxis und eine Augenarztpraxis nahm Ende 2023 ihren Dienst auf. Dank des großen Engagements von Kate und Mike (sie waren Teilnehmer der 34.Rallye) wurden seitdem ein großer Teil der Kinder der von der DBO unterstützten Schulen und aus umliegenden Dörfern zahnärztlich untersucht und auch Augentests vorgenommen. Momentan ist Mike schon wieder vor Ort.
Zukünftig sollen in Gunjur auch Augen-OPs durchgeführt werden. Momentan wird noch in Brufut operiert.
An die „Kundembo“-Healthpost in Gunjur wurde außerdem der von Nicole (Team „die linke & rechte Hand des Teufels“ u.a. im November 2023) organisierte und von Michael (Team „Nordhäuser Wüstenfüchse“) überführte Rettungswagen gespendet.
Wir sind ein paar Tage mit (hoffentlich) offenen Augen durch einen kleinen Teil von Gambia “gelaufen”. Bereits auf dem weiten Weg hierher haben wir viel Armut gesehen. Uns wurde verdeutlicht das es viele viele Menschen gibt denen es bei weiten nicht so gut geht wie uns (was wir eigentlich auch schon immer wussten).
Bei den Projektbesichtigungen in den letzten Tagen konnten wir uns vergewissern das unsere Hilfe zumindest hier in Gambia auch wirklich ankommt bzw. der Erlös aus der Versteigerung unserer Rallyefahrzeuge wirklich gebraucht wird.
Vielleicht sieht manch einer nach dieser Reise einige Dinge sogar mit anderen Augen.
Zum Schluss noch einen riesigen Dank an alle Rallye-Pilotinnen und -Piloten der 36.Rallye Dresden-Dakar-Banjul. Danke auch an alle ehemaligen Rallyeteilnehmer für das fleißige Mitfiebern und schon mal prophylaktisch an alle zukünftigen Rallyeteilnehmer. Auch an das gesamte Team der DBO ein herzliches Dankeschön für die Organisation vor Ort in Gambia.
Ohne Euch alle wäre diese Rallye nicht das was sie war, ist und hoffentlich noch lange sein wird.
PS: Mein persönlicher Dank geht an alle die mir per WhatsApp (Rallye-Chat oder privat) Fotos geschickt haben. Denn ohne diese Fotos wären einige der Rallyetagebucheinträge nur halb so bunt.
PSS: Wer mehr über die von der DBO (Dresden-Banjul-Organisation) unterstützten Projekte wissen möchte kann sich gern unter www.dbo-network.org informieren.