
Projekte und der ganze Rest
Wir hatten fast drei Wochen lang jede Menge Fahr-Spaß und erlebten dabei das eine oder andere Abenteuer. Wir sind durch (mindestens) sieben Länder auf zwei Kontinenten gefahren und haben Land und Leute der durchreisten Länder kennengelernt. Schnell verließen wir Europa und schipperten über den Atlantik nach Afrika. In Marokko machten wir die Straßen und Pisten unsicher und haben den Atlas bezwungen. Wir kämpften uns in Mauretanien durch den Wüstensand der Sahara und durchquerten eine unglaubliche Hauptstadt. Im Senegal düsten wir über eine Sahelpiste und wuselten uns durch größere und kleinere afrikanische Ortschaften. Schließlich haben wir den Gambiariver auf einer Brücke überquert um nach über 7.500 Kilometern unser Ziel zu erreichen.
Es wird sicher noch einige Zeit dauern das was wir gesehen und erlebt haben zu verarbeiten. Einiges wird möglicherweise für immer in unseren Köpfen hängen bleiben.
In den Tagen zwischen Ankunft in Gambia und Rallye-Party gab es die Gelegenheit einige der von der DBO unterstützten Projekte zu besichtigen.
Am Samstag waren wir in Gunjur in der „Kundembo“-Healthpost.
Vor reichlich einem Jahr wurde mit dem Bau einer Geburtsstation begonnen. Seit Anfang des Jahres ist sie fertig und jetzt fehlt nur noch die Lizenz um mit der Arbeit zu beginnen.
Auch eine Zahnarztpraxis und eine Augenarztpraxis nahm Ende 2023 ihren Dienst auf. Dank des großen Engagements von Kate und Mike (sie waren Teilnehmer der 34.Rallye) wurde seitdem ein großer Teil der Kinder der von der DBO unterstützten Schulen und aus umliegenden Dörfern zahnärztlich untersucht und auch Augentests vorgenommen.
Natürlich werden in der Healthpost auch die üblichen Krankheiten behandelt. Die Patienten müssen dafür nur einmalig 100 Dalasi bezahlen. Bei Bedarf werden sie in ein Krankenhaus überwiesen und mit dem Stationseigenen Krankenwagen der mit der letzten Rallye hierher kam transportiert.
Seit einigen Jahren gibt es hier eine Näherei, in der Frauen den Umgang mit den Nähmaschinen erlernen.
Aufklärungsarbeit über Sexualität, Gesundheit, Hygiene, Beschneidung, Verhütung, Pubertät, Impfungen u.ä. ist ebenfalls Teil der Arbeit in der Healthpost. Das sind Themen über die in den Familien und den Schulen kaum gesprochen wird weil sie zu “beschämend” sind. Sol, dem leider verstorbenen ehemaligen Leiter und Gründer lag dieser Teil der Arbeit besonders am Herzen.
Danach waren wir in Sanyang in der Kobisala School. Einige der Schüler waren extra erschienen um uns ihre Schule zu zeigen (eigentlich war an diesem Tag schulfrei).
Ursprünglich war die Schule nur eine Nursery School, vergleichbar mit einem Kindergarten in Deutschland in dem es auch schon kleine Unterrichtseinheiten gibt. Die Kinder lernen hier unter anderem die englische Sprache. Zu Hause wird meist nur Mandinka gesprochen und um in der späteren Schulausbildung dem Unterricht folgen zu können sind englische Sprachkenntnisse immens wichtig.
In Gambia besteht zwar eine Schulpflicht, die Nursery Schools sind jedoch nicht Teil der kostenlosen Schulausbildung. Sie sind auf Geldspenden (aber auch Sachspenden) angewiesen. Zum einen um das Schulgeld so gering zu halten, das es sich auch ärmere Familien leisten können. Zum anderen für die Lehrerkosten und um die Gebäude zu erhalten und die meist geringe Pacht zu bezahlen.
Seit die Schule von der DBO unterstützt wird sind immer weitere Gebäude bzw. Klassenräume dazugekommen. So ist aus der Nurseryschool mittlerweile eine Secundaryschool geworden, mit eigener Computerschule.
Buba der Schulleiter hat sogar eine Weiterbildung gemacht die ihn dazu befähigt auch eine Secundaryschool (reguläre Schule) zu führen. Zusätzlich arbeitet er noch in einer staatlichen Schule.
Auch einen Schulbus besitzt die Kobisala Nursery School, der außerhalb der Schulzeiten als Taxi genutzt werden kann um etwas Extrageld für die Schule herein zu „fahren“.
Eine weitere Schule wurde am Montag besucht. In der Interior Academy, ebenfalls ursprünglich nur als Nurseryschool gegründet, werden jetzt auch Schüler der höheren Klassen unterrichtet. Das besondere an dieser Schule ist die Integration behinderter Kinder. Ziel ist es das die Kinder den respektvollen Umgang miteinander lernen. In Gambia schämen sich viele Menschen für ihre behinderten Kinder und so werden diese oft nicht zur Schule geschickt. Daher ist die Schule für diese Kinder ein Segen. Sie bekommen das erste mal in ihrem Leben das Gefühl ernst genommen zu werden und nicht alleine zu sein.
Die Schule wurde hauptsächlich für die Kinder der exekutiven Behörden (Polizei etc.) gegründet, aber natürlich ist sie für alle Kinder offen (Kinder der Polizei etc. bezahlen ein geringeres Schulgeld).
Am Tag des Besuches waren leider keine Kinder da. Auf dem Gelände der Schule herrscht derzeit eine rege Bautätigkeit. Die bestehenden Klassenzimmer reichen nicht mehr aus und so kommen weitere dazu.
Ebenfalls am Montag wurde die KFZ-Ausbildungswerkstatt für LKW-Mechanik und Mechatronic besichtigt. Nach der Ausbildung können die Absolventen sich selbstständig machen. Sie werden dazu mit einem Grundstock an Werkzeugen ausgestattet.
Am Tag der Besichtigung wurde in der Bäckerei nebenan (ebenfalls ein Projekt der DBO gemeinsam mit der Peter Bäcker OHG aus Essen) neue Gerätschaften (Rührautomat/Teigmaschine) geliefert bzw. umgesetzt bei der die anwesenden Rallyeteilnehmer live dabei waren.
Über alle Projekte kann sich auch auf der DBO-Internetseite informiert werden (http://www.dbo-network.org/).
Während unserer gemeinsamen Reise hatten wir viel Spaß, haben viel Neues kennengelernt und neue Freundschaften geschlossen.
Wir haben aber auch sehr viel Armut gesehen. Nicht nur hier in Gambia. Auch bereits in den anderen durchreisten afrikanischen Ländern. Daher wissen wir das unsere Hilfe wirklich nötig ist. Und bei den Projektbesichtigungen konnten wir uns vergewissern das unsere Hilfe zumindest hier in Gambia ankommt und der Erlös aus der Versteigerung unserer Rallye-Fahrzeuge gebraucht wird.
Selbstverständlich können wir nicht allen helfen. Und die ganze Welt retten können wir erst recht nicht. Wir haben aber vielleicht dazu beigetragen die Welt ein kleines winziges bisschen besser zu machen!
Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team der DBO für die Arbeit hier in Gambia. Einen riesigen Dank natürlich an alle Rallye-Teams der 37. Rallye Dresden-Dakar-Banjul. Danke auch an alle ehemaligen Rallyeteilnehmer für das fleißige Mitfiebern und schon mal prophylaktisch an alle zukünftigen Rallyeteilnehmer. Ohne Euch alle wäre diese Rallye nicht das was sie war, ist und hoffentlich noch ganz lange sein wird!
PS: Mein persönlicher Dank geht an alle die mir per WhatsApp (Rallye-Gruppe oder privat) Fotos geschickt haben. Denn ohne diese Fotos wären einige der Rallyetagebucheinträge nur halb so bunt. Also Danke und vielleicht bis irgendwann mal wieder, Peggy.