
Tag 15-17: Tage des Sandes!
Nach einer etwas längeren Nacht – schließlich mußte der gestrige Tag gebührend gefeiert werden, auch wenn ein kleiner Wermutstropfen blieb weil nicht alle Rallye-Teams dabei sein konnten – waren wir bereit für das große Wüstenabenteuer.
Ein letztes Briefing und los ging der wilde Ritt durch den Sahara-Sand. Zwei Tage – leider nur, denn ein Tag hatte uns die auf Grund des neuen E-Visa für Mauretanien entstandene Situation geklaut – wollten wir durch den Wüstensand düsen. Am dritten Tag planten wir in den Dünen am Atlantik zu übernachten.
Sehr sandige Passagen wechselten sich ab mit weniger sandigen Passagen. Hin und wieder mußte ein Fahrzeug aus Tiefsand befreit werden. Manchmal mittels unserer „patentierten“ Menschenkette. Manchmal durch schieben und rütteln am festsitzenden Fahrzeug. Manchmal mit Hilfe eines anderen Fahrzeuges. Und manchmal wurde alles miteinander kombiniert. In jedem Fall wurde keiner allein oder gar zurückgelassen.
Wir hoppelten über Grasbüschel, suchten uns den Weg um Dünen herum und ab und zu auch darüber. Sehr schnell war der Sand so ziemlich überall. In jeder Pore, in den Haaren, zwischen den Zähnen und in jeder Ritze unserer Rallye-Fahrzeuge sowieso.
Wir schwitzten und holten uns den ersten Sonnenbrand des Jahres. Wir kämpften mit dem Wind und einem kleineren Sandsturm. In der Nacht bewunderten wir den Sternenhimmel einschließlich der Milchstraße. Nur ein paar Kamele teilten sich die Weite der Wüste mit uns.
Ganz ohne Pleiten, Pech und Pannen ging es leider nicht. Der Renault von Team „Zündkerze“ verlor Kühlwasser und hatte Temperatur-Probleme. Eine offene Motorhaube linderte das Gebrechen des Fahrzeuges.
Nach der Mittagspause des ersten Wüstenfahrtages mußte ein Kühler geklebt werden. Erfolgreich.
Ein paar Kilometer später am selben Tag funktionierte der Anlasser am Fiat Ducato von Team „Sachsen auf Achse“ nicht mehr. Nach erfolgreicher Reparatur war auch dieses Problem beseitigt.
Die größten Sorgen bereitete uns die Hinterachse von „Scotty“, dem Skoda Oktavia von Team „Scotty for Africa“. Der Zahn der Zeit hatte an der Hinterachse genagt und die hohe Laufleistung (Spitzenreiter dieser Rallye) war sicher auch nicht hilfreich. Bei einer größeren Bodenwelle stand plötzlich das linke hintere Rad schief. Eine Weile rollte der Skoda noch, aber gegen Abend des ersten Tages bestand Handlungsbedarf. Mit Spanngurten wurde das Rad fixiert und alle hofften das „Scotty“ es schaffen würde.
Am darauffolgenden Tag schaffte er es auch. Zumindest über die letzten lang gezogenen Dünen. Nach diesen Dünen verließen wir den Sand um über die Teerstraße bis zur geplanten Übernachtung am Atlantik zu fahren.
Den Wechsel von Sand zu Asphalt verkraftete „Scotty“ gar nicht gut. Nach dreimaligen Reifenwechsel mußte eine neue Lösung gefunden werden. An einer kleinen Tankstelle mitten im Nirgendwo wurde ein Schlachtplan erstellt. Aber die beste Lösung war den Skoda vom Abschleppdienst nach Nouackchott transportieren zu lassen um ihn dort zu reparieren.
Ebenfalls an dieser kleinen Tankstelle mitten im Nirgendwo warteten Team „Schwarzwald Buäwa“ (das letzte fehlende E-Visa war am Vorabend endlich genehmigt worden) und ORG Falk auch schon auf den Rallye-Tross. Gemeinsam mit allen anderen Rallye-Teams machten sie sich auf den Weg in Richtung Nouackchott bzw. zum geplanten Strandcamp in den Dünen, wo der Abend am gemütlichen Lagerfeuer mit musikalischer Begleitung endete.
Ein kleines Grüppchen bestehend aus dem „lahmen“ Scotty (Team „Scotty for Africa“) und vier weiteren Fahrzeugen (2xORG, 2xService) blieb zurück und wartete auf den Abschleppwagen. Und das Warten zog sich. Nach knapp sieben (!) Stunden war der Glaube an das Erscheinen des Abschleppwagens eigentlich dahin. Doch plötzlich erschien er wie eine Fata Morgana aus dem Nichts. Was dann folgte kann man nicht beschreiben, man muss dabei gewesen sein. Schon das Erscheinungsbild des Abschleppwagens ist schwer zu beschreiben, aber wie „Scotty“ seinen Platz auf dessen Ladefläche fand ist einfach unbeschreiblich.
Aber erstaunlicherweise Weise stand „Scotty“ irgendwann genau da. Halb sechs frühmorgens kam er in Nouackchott an und bekam hier tatsächlich im Laufe des Tages eine neue Hinterachse.
ORG Torsten hatte den Abschleppwagen noch bis Nouackchott begleitet, fuhr im Anschluss 100 Kilometer zurück und kam pünktlich zum Frühstück im Strandcamp an.
Am späten Vormittag endete dann unser Wüstenabenteuer mit dem Verlassen des Strandcamps am Atlantik.
In Nouackchott angekommen unternahmen die meisten noch einen kleinen Stadtrundgang oder besuchten den Fischmarkt (nichts für schwache Mägen!). Auch wenn die Hauptstadt Mauretaniens nicht die üblichen Sehenswürdigkeiten aufzuweisen hat ist sie doch sehenswert. Vor allem Freunde des Automobils kommen hier aus dem Staunen nicht mehr heraus. Neben einem schicken neuen SUV ein schrottreifes Taxi. Dazwischen wuseln die Tuc-Tuc und ein paar rostige alte Rundhauber bahnen sich ihren Weg durch die Stradt. Schicke Geschäfte und dazwischen windschiefe Verkaufsstände. Ziegen, Schafe und andere Vierbeiner. Offensichtliche Armut neben zur Schau gestelltem Reichtum. Das alles und noch viel mehr ist Nouackchott.