Image Alt

Tage des Sandes

Tage des Sandes

 

Ein paar sehr sandige und vor allem auch sehr heiße Tage liegen hinter uns. Schon nach der ersten Nacht war der Sand überall. In jeder Pore unserer Haut, zwischen den Zähnen, in den Haaren und  natürlich in jeder Ritze unserer Rallye-Fahrzeuge. Aber wir hatten es ja so gewollt. Wir sind über einige Dünen gehoppelt, haben uns durch Tiefsand gewurschtelt, sind über Geröll- oder Kiesbedeckte weite flache Flächen gedüst und wir hatten jede Menge Spaß dabei.

Angefangen hat das große Wüstenabenteuer jedoch mit Warten. Warten an der Grenze. Denn wir waren nicht die einzigen an der marokkanischen Ausreise und so war bevor der erste von uns im Grenzhof stand erstmal Mittagspause. Totaler Stillstand. Danach ging es aber sehr schnell und plötzlich fanden wir uns im Niemandsland wieder.

Bei der anschließenden mauretanischen Einreise mussten wir wieder warten. Diesmal auf die Internetverbindung im Visa-Büro. Die restlichen Formalitäten waren aber auch hier relativ schnell erledigt.

Unser erstes Wüstencamp erreichten wir noch vor Sonnenuntergang. Team „Quattro“ nutzte das letzte Tageslicht für eine Spaßrunde über die große Sanddüne hinter der wir übernachten wollten.

Am nächsten Tag durften die Räder unserer Rallye-Fahrzeuge noch ein bisschen Asphalt schnuppern. Wenn auch sehr löchrigen. Dem Ford Focus von Team „Bergischer Löwe“ wurde dabei sehr heiß und er verlor an Leistung. Also wurde für etwas Abkühlung gesorgt. Die nächsten Kilometer fuhr er mit leicht geöffneter Motorhaube. Leider brachte das nicht die erhoffte Besserung. Im weiteren Verlauf des Tages wurde die Motorhaube komplett abgebaut. Irgendwann wurde ein defektes Relais der Kraftstoffpumpe festgestellt (Fehlersuche mit Diagnosegerät), welches ersetzt wurde.

Nach dem Verlassen der Teerstraße hörten sich die Wüstenfahrneulinge (beim zweiten Briefing des Tages) das kleine Einmaleins der Sandfahrtechnik an um es nach der ausgedehnten Mittagspause in die Praxis umzusetzen. Das funktionierte so gut das es im weiteren Verlauf des Tages nur eine einzige Einsandung gab.

Kurz vor Sonnenuntergang errichteten wir unser Nachtlager. Wir bewunderten noch den Sonnenuntergang und dann begann die zweite Nacht unter dem Wüstensternenhimmel.

Am darauffolgenden Tag ging die wilde Hatz durch den Sand weiter. Ein paar Kollateralschäden wie ein gelockerter Dachgepäckträger (Team „JulCrew“), verrutschte Ladung sowie ein kaputter Dieselkanister (Team „The smiling car of Africa“) und ein undichter Behälter der Scheibenwaschanlage (Team „WW 4/1“) inklusive.

Langsam füllte sich auch die Einsandeliste. Es wurde gebuddelt, geschoben oder gezogen (mit Car-Power oder Man/Women-Power). Irgendwie ging es immer flott weiter. Bis zur Mittagspause und ein paar Meter weiter. Dann war erstmal Schluss.

Plötzlich zog der Volvo von Team „Alter Schwede“ eine nasse Spur hinter sich her. Bei einen Hopser im Tiefsand war der Kühler beschädigt worden. Die Reparatur des Kühlers – bei der eine Büchse Bier (die natürlich erstmal getrunken werden musste), eine weitere Blechdose, Kabelbinder, Draht, Dichtmasse, ein Teebeutel und natürlich fähige Hände eine Rolle spielten – dauerte eine Weile und so kamen wir danach nicht mehr sehr weit.

Die folgende Nacht sollte eine Kurze werden. Als der Tag erwachte waren wir schon wieder unterwegs. Wir hatten einen Termin mit der Ebbe, denn wir wollten mit unseren Rallye-Fahrzeugen auf den Strand. Zuvor mussten noch drei längere sandige Dünen bewältigt werden. Dies gelang uns mit nur wenigen Einsandungen. Ein paar Kilometer weiter sahen wir schon den Atlantik. In dem Fischerdorf Mamghar begutachteten unsere Wüstenguides den Strand und befanden ihn für gut befahrbar. Das war er anfangs auch. Doch die letzten Kilometer bis zu unserem Biwak unmittelbar am Wasser des Atlantik hatten es in sich. Die nächsten 24 Stunden entschädigten uns etwas für die mühevolle „Anreise“. Badespaß, Mittagsschlaf, Gruppenfoto, Angeln (ohne Erfolg), Sonnenuntergang und Lagerfeuerromantik unter dem Wüstensternenhimmel. Und nebenbei räumten wir noch ein bisschen den Strand auf.

Am letzten Tag unseres Wüstenabenteuers wollte wir eigentlich am Strand weiter in Richtung Nouackchott um im nächsten Fischerdorf diesen zu verlassen. Bei einer kurzen Erkundungsfahrt mit dem Audi Quattro (Team „Quattro“) wurde festgestellt das uns in dieser Richtung eine Düne die sich bis zum Wasser erstreckte im Wege stand. Also mussten wir zurück nach Mamghar fahren. Der befahrbare Teil des Strandes zwischen Wasser, nassen Algen und trockenem Tiefsand sah irgendwie noch schmaler aus als am Tag zuvor.

Nach und nach befreiten wir unsere Fahrzeuge aus dem Tiefsand. Nur der BMW 740D von Team „Brendler/Guse“ wollte partout nicht anspringen. Wahrscheinlich war ein Kabel am Anlasser abgerissen oder vom Salzwasser korrodiert. Als die ersten Teams sich schon auf den beschwerlichen Weg nach Mamghar begaben wurde noch am BMW geschraubt.

Den schmalen Grat zwischen dem Versuch nicht durch das Salzwasser des Atlantik zu fahren und gleichzeitig nicht im Tiefsand stecken zu bleiben meisterten alle Rallye-Fahrerinnen und Rallye-Fahrer irgendwie und standen einige Zeit später wieder trockenen Fußes in Mamghar. Glücklich es geschafft zu haben!

Aber leider war das noch nicht das Ende unseres kleinen Strandausfluges. Denn es fehlten noch Rallye-Fahrzeuge. Banges Warten. Eine gefühlte Ewigkeit später erst Knistern dann Stimmen im Funkgerät. Die vermissten Teams (einschließlich zweier Orgs) näherten sich Mamghar.

Den BMW im Schlepp (am Haken des Landrover Freelander von Team „JulCrew“) kamen sie angesaust. Die Flut buchstäblich im Nacken.

Unterwegs war der Motor des BMW wieder ausgegangen nachdem das Kühlwasser wegen zwei abgerissener Schlauchschellen ausgelaufen war. Zwischendurch musste noch das Schleppfahrzeug gewechselt werden da das erste ebenfalls heiß gelaufen war. Ein Feststecken im Tiefsand verzögerte die Fahrt ebenfalls. Und währenddessen setzte die Flut wieder ein.

Der Rallye-Gott stand an diesem Tag wahrlich auf unserer Seite!

Das Ende unseres Wüstenabenteuers ist schnell erzählt. Noch in Mamghar bekamen die Reifen unserer Fahrzeuge wieder den für Asphalt nötigen Luftdruck und auf einer anfangs sehr schlechten Straße fuhren wir die ca. 180 Kilometer nach Nouackchott.