38. Rallye Dresden-Dakar-Banjul - Projekte und der ganze Rest
Nach drei intensiven Wochen, in denen wir durch sieben Länder (manche von uns sogar durch noch mehr) auf zwei Kontinenten unterwegs waren, über den Atlantik schipperten, Straßen und Pisten unsicher machten, das eine oder andere Gebirge bezwangen, durch Wüstensand jagten, uns durch pulsierende afrikanische Städte wurschtelten, eine ordentliche Portion Fahrspaß mitnahmen und Land sowie Leute entlang unserer Route kennenlernen durften, sind wir nun seit knapp einer Woche in Gambia - noch immer voller Geschichten und mit Staub im Gepäck.
In diesen wenigen Tagen konnten bereits viele Eindrücke gewonnen werden – sowohl von der Freundlichkeit der Menschen in Gambia als auch von der Teils großen Armut im Land.
Zwischen Anreise, Versteigerung und Party war auch Zeit, den zweiten Aspekt der Rallye kennenzulernen: die Arbeit der Dresden-Banjul-Organisation (DBO), einer NGO. Es wurde die Gelegenheit genutzt, einige der von der DBO unterstützten Projekte zu besichtigen.
Die Kundembo Health Post in Gunjur hat es sich neben ihrer eigentlichen Aufgabe als Krankenstation auch zu einem Schwerpunkt gemacht, über Themen wie Sexualität, Beschneidung, Gesundheit und Hygiene aufzuklären. Dies war ein Herzensanliegen ihres leider verstorbenen Gründers und Leiters Sol. Über Verhütung, Pubertät, Impfungen und ähnliche als „beschämend“ geltende Themen wird in der Gesellschaft wie auch in den Schulen kaum gesprochen – umso wichtiger ist diese Aufklärungsarbeit.
Seit Mitte des vergangenen bzw. Anfang diesen Jahres wurde die Krankenstation um eine Augenklinik, eine Zahnklinik und eine Geburtenstation erweitert – nicht zuletzt auch dank großzügiger finanzieller Einzelspenden und Sachspenden.
Die neue Leiterin und Ärztin Dr. Fatima Bouriss sowie der neue Arzt Faburama Jambang haben nach Sols überraschendem Tod seine Arbeit fortgeführt, aber auch einige Verbesserungen vorgenommen. So wurde der Hygienestandard auf ein europäisches Niveau angehoben und Medikamente, Verbandsmaterial und medizinische Geräte inventarisiert.
Weitere Projkte die besichtigt werden konnten sind zwei Schulen. Beide ursprünglich als Nursery School gegründet, sogenannte Vorschulen. Die Kinder lernen dort unter anderem Englisch, denn zu Hause wird meist ausschließlich Mandinka oder ein andere westafrikanische Sprache gesprochen. Um im späteren Schulunterricht folgen zu können, sind gute Englischkenntnisse jedoch von entscheidender Bedeutung.
Da Nursery Schools nicht Teil der kostenlosen schulischen Grundversorgung sind, sind sie auf Geld- und Sachspenden angewiesen – zum einen, um das Schulgeld so niedrig zu halten, dass auch ärmere Familien es bezahlen können, und zum anderen, um Lehrergehälter zu finanzieren sowie die Gebäude instand zu halten.
Beide Schulen sind aber inzwischen mehr als nur Nursery Schools.
Die Kobisala School in Sanyang hat sich seit Beginn der Unterstützung durch die DBO enorm weiterentwickelt – nicht zuletzt auch dank des engagierten Schulleiters und Lehrers Buba Bojang. Inzwischen ist sie bereits seit einigen Jahren eine Secondary School – sogar mit einem eigenen Schulbus. Zahlreiche neue Klassenzimmer wurden gebaut und ältere Räume umfassend renoviert. Außerdem ist ein voll ausgestatteter Computerraum entstanden.
All dies wurde durch die Versteigerung der Rallye-Fahrzeuge im Laufe der Jahre seit Bestehen der Rallye ermöglicht, ebenso wie durch großzügige Einzelspenden ehemaliger und aktueller Rallye-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer.
Auch die Interior Academy, die ursprünglich vor allem für Kinder der Exekutivbehörden (z. B. der Polizei) gegründet wurde, ist in den vergangenen Jahren baulich deutlich erweitert worden. Und so können jetzt auch Schüler der höheren Klassen unterrichtet werden. Selbstverständlich steht die Schule allen Kindern offen; Kinder von Angehörigen der Exekutive zahlen jedoch ein reduziertes Schulgeld.
Das Besondere an dieser Schule ist die Integration von Kindern mit Behinderung. Ziel dieser Inklusion ist es, den Kindern einen respektvollen und natürlichen Umgang miteinander zu vermitteln. In Gambia schämen sich viele Familien leider noch immer für ihre Kinder, wenn diese eine Behinderung haben – häufig werden sie deshalb nicht zur Schule geschickt. Umso wichtiger ist es, dass an dieser Schule alle Kinder gemeinsam lernen und voneinander profitieren.
Weitere Projekte sind beispielsweise die Ausbildungswerkstatt für LKW-Mechanik und Mechatronik und die German Bakery. Die Bäckerei ist auch Grundlage für die erste Armenspeisung in Gambia.
Wer mehr über die von der DBO unterstützten Projekte erfahren möchte, findet weitere Informationen auf dbo-network.org.
Und dann gibt es noch die ganz persönlichen Charity-Projekte. Stellvertretend sei hier das Team "Schwarzwald Buewä" genannt. In Tanji besuchten Robert und Roland einen Jungen mit Behinderung und übergaben eine private Spende. Bereits 2021 hatten sie ihm einen Rollstuhl mitgebracht. Auf dem Rückweg zum Hotel kauften sie zudem spontan das komplette Essen einer Straßenküche auf – mit der herzlichen Ansage: „Heute isst hier jeder kostenlos.“ Außerdem besuchten sie eine Mutter, für deren Kinder Robert bereits seit Jahren das Schulgeld finanziert.
Während der Rallye sind wir viel gefahren, hatten viel Spaß, haben Neues entdeckt, manches Abenteuer erlebt und neue Freundschaften geschlossen. Gleichzeitig sind wir mit sehr viel Armut konfrontiert worden - nicht nur in Gambia. Dies hat uns deutlich vor Augen geführt, wie notwendig unsere Hilfe wirklich ist.
Bei den Projektbesichtigungen konnten sich alle vor Ort ein Bild davon machen, dass der Erlös aus der Versteigerung der Fahrzeuge gebraucht wird und hier in Gambia tatsächlich etwas bewirkt.
Selbstverständlich können wir nicht allen helfen. Und die ganze Welt werden wir erst recht nicht retten können. Aber wenn wir dazu beitragen konnten, die Welt auch nur ein kleines, winziges bisschen besser zu machen, dann haben wir bereits unendlich viel getan.
Zum Schluss noch ein herzliches Dankeschön an das gesamte Team der DBO für die Arbeit hier in Gambia!
Einen riesigen Dank natürlich an alle Teams der 38. Ausgabe der Rallye Dresden-Dakar-Banjul!
Danke auch an alle ehemaligen Rallye-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer – und schon einmal ganz prophylaktisch auch allen zukünftigen – für das eifrige Lesen der Tagesberichte und das Mitfiebern.
Ohne euch alle wäre diese Rallye nicht das, was sie war, ist und hoffentlich noch ganz lange sein wird!
PS: Mein ganz persönlicher Dank geht an alle die mir per Rallye-Chat Fotos geschickt haben. Denn ohne diese Fotos währen einige (vor allem auch die letzten) Rallye-Tagebucheinträge nur halb so bunt.
